Die Islandpullis sind fertig, alle strahlen. Nach nur etwas mehr als zwei Monaten, einem halben Dutzend Treffen und einigen Nachhilfe-Mails haben wir es vollbracht. Jetzt liegt der erste Workshop hinter uns und wir sind vollkommen begeistert von dem Erlebten - ebenso unsere sechs Strickschülerinnen, wie man sieht! Das liegt an einer ganzen Reihe (get it?) von Dingen und nicht zuletzt daran, dass man stolz sein kann seinen selbstgestrickten Islandpullover in Händen zu halten! Bevor ich erzähle wie das alles zustande kam, muss ich erst mal auf Ruta zu sprechen kommen, denn ohne Ruta wäre dieses Projekt sicher nicht so gemütlich und sorglos vonstattengegangen – oder wäre vielleicht überhaupt niemals passiert. Ruta ist die Besitzerin des kleinen Friedrichshainer Ladens „Wollen Berlin“. Und Ruta ist schon lange unsere Dealerin, wenn es um Strickzeug geht. Angefangen hat alles vor einer Ewigkeit, in der vierten Klasse ungefähr, nämlich damit, dass Paul und ich im Handarbeitsunterricht saßen und uns gegenseitig beim Maschenfallenlassen zugeschaut haben. Ein paar Jahre später, 2010 etwa, hieß es dann back to the roots – Mützen stricken. Als wir anfingen uns zu fragen, wer diese ganzen Mützen eigentlich tragen soll und es auch immer langweiliger wurde ständig nur Mützen zu stricken, lief uns zum Glück Island über den Weg. Also genaugenommen waren es diese langhaarigen Schafe, die dort herumlaufen, beziehungsweise deren tolle Wolle. Und eigentlich war es auch Paul der lief, und die Schafe standen bloß herum und ließen ihr Fell wachsen. Naja, so wichtig ist es auch gar nicht, wer jetzt den aktiven Part übernommen hat, wichtig ist bloß, dass Paul bei einem Ausflug auf diesen schönen Fleck Vulkan im Nordatlantik mit seinem ersten Islandpullover konfrontiert wurde und auch gleich mal eine schnieke Jacke mit nach Berlin gebracht hat. Der Gedanke, so einen selber zu Stricken, kam natürlich sofort auf, wurde aber von unserer Vorstellung, dass dies ein massiv wahnsinniges Projekt sei erst mal kleingehalten. Im Winter vor drei Jahren ging es dann einfach los: Wolle und Anleitung bestellen und sich nen bequemes Plätzchen auf dem Sofa suchen. Von nun an hieß es: stricken! stricken! stricken! und dabei natürlich gut zusammen chillen. Zwei Monate hat es wohl gebraucht für den ersten Pulli, aber eine bessere Beschäftigung konnten wir uns für das furchtbar graue Winterberlin nicht vorstellen. So wurden Maschen zu Stunden und Stunden zu Tagen und Wochen und schließlich wurden aus all den Wochen Pullover, Jacken, noch mehr Mützen, Kinderpullis, Handschuhe. Aus diesem teilweise schon manischen Strickwahn wurde Sucht und wer süchtig ist braucht Stoff, ähm, also Wolle. So wurden unsere Gesichter immer präsenter in Rutas Laden, der glücklicherweise gerade mal eine Kaffeelänge von unserem Headquarter entfernt liegt. Hinzu kam, dass wir nicht aufhörten, immer wieder nach der echten, der einzigen, der Létt-Lopi Islandwolle zu fragen. So quengelten wir uns in Rutas Fokus und waren bald nur noch die strickenden Islandboys von um die Ecke. Irgendwann war es dann so weit und wir hatten unseren Localdealer quasi direkt vor der Haustür. Lettlopi in allen Farbgebungen vom Boden bis zur Decke. Wodurch uns Ruta aber nicht loswurde, sondern eher das Gegenteil erreichte. So hieß es teilweise täglich: „Ach ich geh nochmal zu Ruta, brauch noch nen bisschen weiß“. Anfang des letzten Winters kam dann die Idee, ob wir nicht einfach mal einen Workshop anbieten sollten. Stricken tun wir sowieso, Zeit haben wir teilweise massig und am wichtigsten: wir haben Spaß daran und das Verlangen, ihn zu teilen. Ein Gespräch mit der sofort begeisterten Ruta und ein Handycam Fotoshoot auf unserem Balkon später hieß es dann: „Wir machen euch süchtig, glücklich und gewärmt durch den Winter“. Dazu überlegten wir uns einen ungefähren Ablauf des Strickkurses. Dank Ruta und ihrem Newsletter war es dann zwei Wochen später, pünktlich zum Nikolaus, tatsächlich so weit. Aufgeregt packten wir hastig unsere Strickutensilien zusammen, überlegten nochmal kurz was denn jetzt überhaupt passieren würde, und schlenderten die Wühlischstrasse hinunter zu Rutas Laden. Dort warteten schon unsere sechs Strickschülerinnen auf uns. Nach den ersten holprigen Worten unserseits, dass wir Paul und David aus der Waldorfschule seien und Islandpullis stricken, ging es dann einfach los und ab und die Zeit flog einfach nur so davon. Wir freuten uns jedes Mal, wenn es wieder einen Termin gab und liefen grinsend und Wolle bepackt in Richtung Rutas Laden. Dort war die Stimmung dann auch immer sofort mega entspannt und extrem witzig. Wir fragten uns nach dem ersten Blick auf die Uhr eigentlich immer, was denn wohl mit den letzten zwei Stunden passiert sei. Gespräche über Island und die Welt, Bemerkungen über Hanna, die lieber Mikado spielte als zu stricken oder ein Schokokuchen Contest – was haben wir gelacht! Und so kamen wir nach jedem Termin mit einem noch breiteren Grinsen und extrem bereichert wieder in unserem Strickhauptquartier an. Und jetzt? Jetzt freuen wir uns wie die Icekönige auf den nächsten Kurs! Comments are closed.
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